Jahrhundertereignis

Vor wenigen Tagen gab es eine "breaking news", die keiner bemerkt zu haben schien. Vatikansprecher Lombardi: Die Bilder von Manoppello und Turin wurden von der Ãœberlieferung als kostbare Wege beglaubigt, das konkrete Gesicht Christi zu erahnen.

Rom (kath.net/pb)
Ein „lautloses Jahrhundertereignis“ nennt die Trappistin Blandina Paschalis Schlömer in Manoppello einen kurzen Text aus dem Vatikan vom Samstag, dem 1. Mai, auch wenn die Medien ihn so gut wie gar nicht wahrgenommen hätten. Da ist etwas dran. Vielleicht war es ja auch ein Jahrtausendereignis. Jedenfalls war es eine „breaking news“, die keiner bemerkt zu haben schien, als Pater Federico Lombardi S.J. einen Tag vor dem Besuch Benedikt XVI. zum Heiligen Grabtuch in einem Editorial für „Octava Dies“ (vom Vatikanischen Fernsehen) die Orte Manoppello und Turin in einem einzigen Atemzug erwähnte.


Nach Jahrhunderten des Schweigens über den Verlust des „Heiligen Schweißtuches“ aus dem Vatikan im 16. Jahrhundert kann diese Erwähnung durch den Sprecher des Papstes kaum anders als Durchbruch beim abenteuerlichen Prozess der Wiederanerkennung des „wahren Bildes“ Christi auf einem Hügel der Abruzzen verstanden werden.

Das Grabtuch von Turin und der Schleier aus Manoppello sind beide zusammen die kostbarsten Reliquien der Christenheit. Das Schleierbild aber war auch einmal die kostbarste Reliquie der Päpste, die Benedikt XVI. nach ihrer Wiederentdeckung schon gleich zum Beginn seines Pontifikats aufgesucht hatte. Keiner konnte ihn davon abhalten.

Danach dokumentiert die jüngste Bemerkung seines Sprechers nun weiter in beiläufiger Gelassenheit jene unbeirrbare Konsequenz, mit der Benedikt XVI. das leck geschlagene Schiff der Christenheit in diesen stürmischen Zeiten mit ruhiger Hand wieder zurück zu ihrem Ursprung zu steuern versucht, vor das „menschliche Angesicht Gottes“, das Bischof Bruno Forte aus Chieti ihm am 1. September 2006 in Manoppello als „Polarstern der Christenheit“ vorgestellt hat - der sicherste Orientierung auch in der dunkelsten Nacht verspricht.

Der vollständige Text Pater Lombardis S.J. vom 1. Mai 2010 in einer eigenen Kath.Net-Übersetzung durch Paul Badde:

Hunderttausende von Pilgern strömen in diesen Wochen nach Turin, um wenige Minuten still vor dem Heiligen Grabtuch verharren zu können und dabei das Bild vom gemarterten Leib eines gekreuzigten Mannes zu betrachten. Der Vorgang wiederholt sich jedes Mal, wenn das große antike Leintuch der Öffentlichkeit gezeigt wird. Auch die letzten Päpste haben sich unter diese frommen Pilger eingereiht. Was alle anzieht, ist jedoch nicht die geheimnisvolle Herkunft dieses Bildes, sondern die beeindruckende Übereinstimmung mit zahllosen Einzelheiten, die wir sonst nur noch aus den Evangelien über die Passion Christi kennen: die Wunden, das vergossene Blut, die Spuren der Dornenkrone, die Schläge der Geißel.

„Seht diesen Menschen!“ rief Pilatus, als er Jesus der Menge vorstellte. Seht diesen Menschen, der am Kreuz für uns gestorben ist, wiederholen wir ebenso erschüttert und staunend vor diesem konkretesten aller Bilder der Passion. Und mitten darin: dieses erhabene Antlitz des Gekreuzigten, das den ältesten Vorgaben der christlichen Ikonografie ebenso entspricht, wie es sie inspiriert hat. Wir wollen Gott kennen, und können ihn schon erkennen durch das Gesicht Christi, wird Papst Benedikt XVI. nicht müde uns zu erinnern. Darum lieben wir diese Bilder, die von der Ãœberlieferung als kostbare Wege beglaubigt wurden, jenes konkrete Gesicht zu erahnen, sei es in Manoppello, sei es in Turin. Wir wissen, dass wir durch diese Bilder hindurch schauen müssen in unserer Sehnsucht, das Gesicht des Auferstandenen endlich von Angesicht zu Angesicht zu erblicken. Gleichzeitig sind wir demütig dankbar für diese Hilfe, die schon hier unseren irdischen Augen angeboten wird, um jene rückhaltlose Liebe zu betrachten, die sich für uns hingab bis zum Tod am Kreuz.